Ich war ein Kind mit einer „Oma“ und einer „anderen Oma“. Manchmal habe ich die kleinen Sauerländer um mich herum beneidet. Die hatten eine „Omma Sundern“ und eine „Omma Werl“. Manchmal habe ich sie auch nicht beneidet, weil die „Omma“ so streng oder schon tot war. Meine Oma wohnte bei uns, sie starb, als ich 6 war, die Erinnerungen an sie sind spärlich und zärtlich. Mit ihr machte ich Mittagsschlaf, sie brachte mir bei, wie man einen Vogel mit einem Strich zeichnet, von ihr stammen meine wenigen alten Möbel (und mein Stopfei!), wegen ihr und ihrer Zuckerkrankheit (so hieß das in den 70ern noch), kochte meine Mutter köstliche Gerichte, die sogar mir nichtessendem Kind schmeckten. Baden ist ihr Klang.Das Land linksrheinisch zwischen Schwarzwald und Vogesen.
Meine andere Oma war aus Ostpreußen. Sie war ein Schrecken für ihre Schwiegertochter und ein Abenteuer für mich. Eine fesche, dralle Person, die mit mir Fußball spielte, die mir Lieder von Zieten und dem alten Fritz vorsang, bei der ich aus dem Fenster klettern und auf dem viel zu großen Fahrrad fahren durfte, ohne dass sie sich erschreckte, eine Frau, die ich in so viel Tapferkeit habe alt werden sehen, eine Frau, die saure Leber, Kartoffelpuffer und Hühnersuppe so gut kochte wie sonst niemand mehr, eine Frau, die 4 Söhne großgezogen hat, einer starb früh, zwei blieben kinderlos, einer, der älteste, wurde (für damals) spät Vater, und ich, das einzige Enkelkind, brachte ihr 3 Urenkel… Sie war so stolz auf uns. Auf meinen Vater (der Schwiegertochterkonflikt war durch den Tod meiner Mutter beigelegt, eigentlich schon viel früher, sie waren beide kluge Frauen), auf mich und auf die drei Kinder.
