Wir wohnen hier direkt am Friedhof und haben in den letzten Tagen gestaunt, welche Blumenpracht dort aufgestellt wurde. Die meisten Gräber haben hier Marmorplatten und die sind nun üppigst mit Chrysanthemen, Dahlien, Astern und seltsamerweise auch mit vielen künstlichen Blumen geschmückt, Dazwischen einige uralte Gräber, die kahl und anonym dazwischen liegen. Die gefallen mir besonders. Ich hatte kurz den Impuls, ein paar Blumen etwas gerechter zu verteilen aber dann mochte ich es doch nicht tun. Ein umgeknicktes uraltes Holzkreuz habe ich wieder aufgerichtet, manchmal bin ich schon komisch.
Auf den meisten Gräbern finden sich kleine Gefäße, die meistens an eine Butterdose aus Porzellan erinnern. In manchen sind kleine Steine, aus manchen ragt ein Zweiglein hervor, Buchsbaum, denke ich. Mich haben sie an die Töpfchen in dem wunderbaren tschechischen Film „Wie soll man Doktor Mracek ertränken?“ erinnert, in dem die Wassermänner gefangene Seelen in solchen Töpfchen aufbewahren. Also habe ich einige Deckel gelüftet und mir vorgestellt, wie die Seelen nun die Freiheit genießen.
So dicht neben einer Kirche zu wohnen, ist spannend. Dass das dauernde Läuten gar nicht stört, auch. Gestern habe ich sogar eine Kerze vor der Maria angezündet (und sie bezahlt). Ahninnenzeit.